Die Fähigkeit zur Konzentration, d. h. seine gesamte Aufmerksamkeit auf eine Sache zu lenken, ist nicht von Geburt an vorhanden, sondern wird im Laufe der Zeit z. B. beim Spielen und in der Schule erlernt. Ein sechsjähriges Kind ist in der Lage ungefähr 15 Minuten konzentriert zu arbeiten, ein zehnjähriges ungefähr 25 Minuten. Diese Fähigkeit nimmt mit zunehmenden Alter zu.
Ursachen für Konzentrationsstörungen
Ihr Kind ist ständig oder wiederholt abgelenkt, unkonzentriert und kann keine innere Ruhe finden und dies über einen längeren Zeitraum hinweg. Es gelingt ihm nicht, sich auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren und seine Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten. Dann ist es möglich, dass eine Konzentrationsschwäche oder Konzentrationsstörungen vorliegen. Konzentrationsstörungen können unterschiedliche Ursachen haben wie z. B. mangelnde Motivation, Leistungsdruck, Überforderung, Schlafmangel, Stress in der Familie oder in der Schule, Ablenkung am Arbeitsplatz, Ablenkung durch Mitschüler oder durch störende Geräusche. Aber auch eine unausgewogene Ernährung, schlechte Organisation oder eine körperliche Ursache kann ein Auslöser sein. Eine ständige Konzentrationsschwäche kann andere Ursachen haben wie z. B. eine Wahrnehmungsstörung auf Grund einer Seh- oder Hörschwäche, eine Hörverarbeitungsstörung, ein ADS oder ADHS, aber auch eine Legasthenie.
Für erfolgreiches Lernen ist die Konzentration eine Grundvoraussetzung. Wie können Sie Ihrem Kind helfen, wenn bei ihm eine Konzentrationsstörung vorliegt?
Konzentrationsschwierigkeiten durch mangelnde Motivation
Eine wichtige Voraussetzung für eine bessere Konzentration ist es, die Motivation bei den Kindern zu steigern. Warum sind Kinder unmotiviert und was kann man machen, um Kinder zu motivieren? Ständiges Auffordern, die Hausaufgaben zu erledigen oder für die Schule zu lernen erhöhen den Druck. Können die Kinder die Erwartungen und Anforderungen der Eltern erfüllen? Leistungsdruck, Ungeduld oder ständige Kritik schadet der Motivation und somit auch der Konzentration des Kindes. Gönnen Sie Ihrem Kind am Nachmittag auch mal Ruhepausen und achten Sie darauf, dass die Freizeitplanung nicht zu straff und übervoll ist. Ein strukturierter Tagesablauf und Kontinuität helfen dem Kind, sich an feste Zeiten zu halten und sich besser zu konzentrieren. Es ist wichtig, das Kind zu ermuntern und zu loben. Wer hat es nicht gern, gelobt zu werden. Loben steigert die Motivation. Lesen Sie hierzu den Artikel: „Wie motiviere ich mein Kind zum Lernen“.
Lesen und Spaß am Lesen ist für das Lernen eine sehr wichtige Voraussetzung und für die Motivation zum Lernen. Kinder, die Schwierigkeiten haben, vermeiden das Lesen, denn es ist anstrengend für sie. Um bei den Kindern langfristig Freude und Spaß am Lesen zu erzielen, sollten sie ein breites Angebot an attraktiven Möglichkeiten kennenlernen.
Konzentrationsschwierigkeiten durch Reizüberflutung
Bei Reizüberflutung z. B. durch zu viel Fernseh- oder Computerkonsum fällt Ihrem Kind die Konzentration zunehmend schwerer. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht zu viel Zeit vor dem Fernseher oder Computer verbringt. Legen Sie Zeiten für das Fernsehprogramm und für das Computerspielen fest. Wie lange dürfen die Kinder in welchem Alter fernsehen? Das folgende Zitat ist eine Empfehlung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
„Kinder zwischen 3 und 5 Jahren sollten nicht mehr als 30 Minuten pro Tag fernsehen, Kinder zwischen 6 und 9 Jahren nicht mehr als 45 Minuten und Kinder ab 10 Jahren nicht mehr als 60 Minuten. Natürlich kann für den Spielfilm, das Fußballspiel oder auch die Show am Wochenende eine Ausnahme gemacht werden. Vermeiden Sie tägliches Fernsehen und regelmäßig langwieriges Fernsehen.“
Manchmal ist es schon erstaunlich, welche Filme manche Kinder in der Grundschulzeit schauen oder welche Computerspiele sie spielen. Ein Schüler z. B., der sehr unkonzentriert arbeitete, vertraute sich mir eines Tages in meinem Fachunterricht an und erzählte, dass er nachts schlecht träumen würde und viel Angst hätte. Er träumte von dem Computerspiel, das er mit seinem großen Bruder spielte. Er erzählte sehr detailliert von den Bildern, die er verarbeiten musste. Das Spiel hatte eine Altersfreigabe ab 18. Die Eltern wussten nichts davon. Somit traute er sich auch nicht, dies den Eltern zu erzählen, um den Bruder nicht zu verraten. Besprechen Sie mit Ihrem Kind die Notwendigkeit solcher Altersbeschränkungen für Filme und Computerspiele. Viele Eindrücke, Reize und Belastungen müssen verarbeitet werden. Nicht alle Filme, Werbungen oder Zeichentricksendungen sind für Ihre Kinder geeignet.
Hilfe und die besten Tipps, um Kindersendungen nach dem Alter zu filtern, finden Sie auf dieser Seite von Flimmo – einer Website, die das Fernsehprogramm bespricht und Tipps zur Fernseherziehung gibt.
Diese Problematik gilt auch für das Surfen im Internet. Lassen Sie Ihr Grundschulkind nur unter Aufsicht im Internet surfen. Verwenden Sie Kindersuchmaschinen wie z. B. Blinde Kuh, fragFINN oder Helles Köpfchen für Kinder und Jugendliche. Auch in den Schulbüchern werden interessante Internetseiten angegeben, auf denen man unbedenklich recherchieren kann. Begleiten Sie Ihr Kind von Anfang an, beantworten Sie Fragen und klären Sie Ihr Kind über die Gefahren im Internet auf. Lassen Sie Ihr Kind den Internetführerschein für Grundschüler durchführen, um das Kind ans Internet heranzuführen. Das Internet-ABC bietet einen solchen Führerschein an und wurde für seine medienpädagogische Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet.
Konzentrationsschwierigkeiten durch Schlafmangel
Grundschulkinder benötigen ausreichend Schlaf, der möglichst zwischen 9 bis 11 Stunden liegen sollte. Besonders am Montag merkt man in der Schule, dass Kinder müde im Unterricht sitzen und sich nicht konzentrieren können. Halten Sie Zeiten zum Schlafengehen auch am Sonntag konsequent ein. Stellen Sie in den Sommerferien den Schlafrhythmus nicht erst ein Tag vor Schulbeginn wieder um, wenn das Kind in den Ferien länger aufbleiben durfte. Finden Sie einen fließenden Übergang im Schlafrhythmus zur Sommer- und Winterzeit.
Einschlafprobleme können vermieden werden. Das Kind sollte nicht unmittelbar vor dem Schlafengehen fernsehen. Beschäftigen Sie sich in Ruhe mit Ihrem Kind und lassen Sie den Abend ohne Stress gemütlich ausklingen. Nehmen Sie sich die Zeit und lesen Sie Ihrem Kind noch eine kurze Gutenacht-Geschichte vor.
Bei Einschlafproblemen eignen sich besonders gut kurze Entspannungsgeschichten. Auf unseren Klassenfahrten haben wir es immer so gehandhabt, dass wir den Kindern im schon abgedunkelten Schlafraum bei leiser Entspannungsmusik eine Entspannungsgeschichte vorgelesen haben. Schon nach kurzer Zeit schliefen die ersten Kinder ein. Die Eltern berichteten nach der Klassenfahrt, dass die Kinder die Entspannungsgeschichten sehr gut fanden.
Auch in der Schule erteilte ich des Öfteren eine AG Fantasiereisen – Entspannung für Kinder. Die Schüler haben diese 45 Minuten immer sehr genossen und waren teilweise so entspannt, dass sie kurz vor dem Einschlafen waren.
Durch Entspannungsgeschichten, autogenem Training, Yoga oder Qi Gong für Kinder können die Kinder ihren Stress abbauen und die Konzentration steigern. Zu diesem Thema finden Sie in der Bibliothek viele tolle Bücher mit Fantasie – bzw. Entspannungsgeschichten sowie CDs mit Entspannungsmusik. Dieses Buch habe ich besonders gerne benutzt: Autogenes Training für Kinder: Ruhe und Kraft im Alltag – Übungsprogramm in 7 Schritten – Extra: Fantasiegeschichten mit Anleitungen und CD
Konzentrationsschwierigkeiten durch falsche Ernährung
Das Thema Ernährung ist ein wichtiges Thema im Sachunterricht. Welche Lebensmittel sind gesund? Wie viel müssen Kinder am Tag trinken? Wie sieht ein gesundes Pausenfrühstück aus? Ohne Frühstück in die Schule ist ein No-Go. Ohne Frühstück lässt es sich schlecht lernen und konzentrieren. Viele Grundschüler machen sich morgens allerdings mit leerem Magen auf den Schulweg. Bis 9.30 Uhr, zur Frühstückspause, ist es dann eine lange Zeit, wenn der Bauch knurrt. Wie soll man sich da konzentrieren? Bereiten Sie Ihrem Kind morgens ein gesundes Frühstück und nehmen Sie sich, wenn möglich, die Zeit, gemeinsam mit Ihrem Kind in Ruhe zu frühstücken. Es gibt viele leckere Rezepte für Frühstücks-und Pausenbrote. Durch gute und richtige Ernährung, die wichtig für die Gesundheit ist, können Sie die Konzentration Ihres Kindes dauerhaft steigern. Eine ausgewogene Ernährung ist erforderlich, um das Gehirn mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Zu einem gesunden Frühstück oder Pausenfrühstück gehören z. B. ungezuckertes Müsli, etwas Obst und Milch oder ein belegtes Vollkornbrot, Obst, ein Joghurt und Wasser evtl. eine Schorle. Das Kind sollte am Tag ungefähr 1,5 Liter Wasser trinken. Flüssigkeitsmangel macht müde und unkonzentriert. Vor einem Test kann Ihr Kind natürlich zusätzlich ein Traubenzucker zu sich nehmen, um eine kurzfristige Steigerung der Konzentration zu erreichen.
Spaß am Lernen durch den Einsatz neuer Medien
Wie lernt das Kind am besten? Für das langfristige Einprägen von Inhalten gibt es unterschiedliche Lerntechniken, die auf verschiedenen Wahrnehmungsschwerpunkten beruhen. Durch Ausprobieren kann das Kind seine Vorliebe herausfinden. Gut eignet sich z. B. der Lern-Dreisprung. Hier werden in einem Text wichtige Stellen bzw. Wörter markiert, der Text wird anschließend halblaut gelesen und danach malt das Kind anhand der markierten Wörter ein Bild oder schreibt einen eigenen Text oder Sätze. Die Kinder können auch eigene Fragen und Antworten zu Sachtexten bilden und sich gegenseitig abfragen. Lern-Karteikarten, Dosendiktate oder Laufdiktate erleichtern das selbstständige Lernen.
Digitale Medien vermitteln Lerninhalte spielerisch und mit Spaß. Es gibt in vielen Bereichen sehr gute Computer-Lernspiele und auch Lern-Apps, die beim Lernen unterstützen und die Motivation zum Lernen erhöhen. Somit ist spielerisches Lernen überall möglich und fällt den Kindern leichter, weil das Interesse und die Motivation groß sind; zudem macht es auch noch Spaß.
Organisation und Ordnung am Arbeitsplatz
Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein leckeres Essen zubereiten. Sie kommen in Ihre Küche und … Töpfe und schmutziges Geschirr türmen sich neben dem Waschbecken und auf dem Herd. Sind Sie dann motiviert? Wohl eher nicht.
Für Ihr Kind ist der Schreibtisch der Arbeitsplatz und dieser sollte möglichst aufgeräumt und frei von ablenkenden Geständen sein. Ablenkende Gegenstände stören die Konzentration. Voraussetzung, um die Hausaufgaben zu erledigen oder für die Schule zu lernen, ist das Vorhandensein der richtigen Bücher bzw. Mappen, die dann aus der Schule mitgebracht werden müssen. Kann sich das Kind gut organisieren oder hat es noch Schwierigkeiten? Bei Schwierigkeiten versuchen Sie es doch einmal mit einem Verstärkerplan. So können sie Ihr Kind positiv unterstützen.
Sind noch kleinere Geschwister in der Familie, die das Schulkind durch eine hohe Geräuschkulisse von der Arbeit ablenken, gibt es die Möglichkeit, dass Ihr Kind einen Kopfhörer aufsetzt, um sich besser konzentrieren zu können. Dieses Angebot gibt es mittlerweile auch in den Schulen.
Noch ein Tipp: Aufmerksam sein und sich konzentrieren kann man lernen. Um die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, ist das Vorlesen oder Erzählen von Geschichten besonders gut geeignet. Es gibt aber hochwertiges Spielzeug, Spiele und Bücher mit Konzentrationsübungen für Kinder, damit die Aufmerksamkeit trainiert werden kann. Fragen Sie doch einmal im Buchhandel oder in der Bibliothek nach. Zunächst einmal sollten aber die Ursachen für die Konzentrationsschwierigkeiten abgeklärt werden, um die Konzentration erfolgreich steigern zu können.
Wenn es Ihnen gelingt, die Motivation bei Ihrem Kind zu steigern und damit die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, werden sich auch nach und nach die Schulnoten verbessern. Setzen Sie sich kleine Ziele und haben Sie Geduld.
Sollte sich eine Konzentrationsstörung nicht erklären lassen und über einen längeren Zeitraum anhalten oder plötzlich auftreten, sollten Sie dies von einem Kinderarzt abklären lassen, ob evtl. eine organische Ursache dahinter steckt.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe, dass ich Ihnen mit diesem Ratgeber Artikel eine Übersicht bzw. genügend Informationen und Tipps zum Thema „Mein Kind kann sich nicht konzentrieren“ geben konnte. Über Kommentare zum Artikel würde ich mich freuen.
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